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Zuversicht … nicht mit mir!

„Zuversicht, nicht mit mir.“ Damit will ich zum Jahresauftakt provozieren und Sie gerade zum Gegenteil auffordern.

Wie das Jahr 2021 wird kann niemand vorhersagen. Und es kommt individuell darauf an, was der Einzelne unter „Wie das Jahr wird ..“ versteht, was er damit verbindet, was er damit im Kontext der unendlichen Möglichkeiten eigentlich meint.

Zuversicht! Ja, und gerade jetzt. Hiermit rufe ich Sie zu einer optimistischen Einstellung für das Jahr 2021 auf.

Hellseher sind wir alle nicht, aber wir können, dürfen und sollten uns mit positiven Gedanken und Wünschen auf den Weg machen, – dorthin wo wir uns aufhalten werden: In der Zukunft.

Übrigens, wer nicht lesen will, kann zuhören (Podcast) und zusehen (VLog / YouTube).

Zuversicht bedeutet:

Die Erwartung auf ein positives Geschehen zu haben. Gerne zusätzlich und individuell mehr oder weniger stark gestützt durch den Glauben daran. Der Gegenspieler der Zuversicht ist Resignation und das Verharren in negativen Denkmustern, – eben ohne Zuversicht.

Zuversicht heißt, sich auf die Möglichkeiten des Guten, des Positiven zu konzentrieren.

Begeben Sie sich gedanklich mal auf eine Wanderung: Sie wissen ungefähr welchen Weg Sie gehen wollen und welches Etappenziel Sie erreichen wollen. Wie der Weg sein wird wissen Sie nicht, Sie können ihn nicht vorher sehen.

  • Und jetzt gehen Sie gedanklich in den Negativ-Modus: Der Weg wird steinig sein, er ist glitschig und Sie könnten ausrutschen, hinter der nächsten Biegung versperrt dickes Geröll den Weg. Sie kommen nicht weiter, müssen mit Angst darüber hinwegklettern. Eventuell verletzen Sie sich, es wird spät, dunkel, kalt und gleich beginnt es wohl noch zu regnen.

Ihre Erwartungen an das Weitere sind negativ. Einzig weil Sie auf dieser Gedankenwanderung das Negative fokussiert haben. Da haben Sie wahrscheinlich gar keine Lust loszugehen.

  • Und jetzt gehen Sie gedanklich in den Positiv-Modus: Ob der Weg steinig ist, matschig ist oder Geröll einen Umweg erzwingt, Sie sehen das Unerwartete als Bereicherung an. Die unvorhersehbaren Situationen fordern Sie zur Kreativität heraus. Sie denken über Lösungsmöglichkeiten nach, wägen die Risiken ab, nehmen eventuell eine andere Route als ursprünglich gedacht.

Sie profitieren von dem Erlebten und setzen es für das Weitere nützlich und positiv ein. Auch das ist nur eine Gedankenwanderung, die jedoch mit Zuversicht angetreten wurde.

Zuversicht dient Ihrer persönlichen Zufriedenheit.

Trainieren Sie sich in positivem Denken. Fokussieren Sie sich auf die Erreichbarkeit Ihrer Ziele und nicht auf das was es verhindern könnte. Sagen Sie sich: „So und so könnte es gehen.“ Verweilen Sie nicht in den Gedanken: „So und so kann es nicht gehen, weil …, weil …, weil …“ Nutzen Sie stattdessen die hilfreichen Erfahrungen der Vergangenheit. Erinnern Sie an gemeisterte Krisen. Ergreifen Sie die Chance und die Freiheit eingefahrene Denk- und Handlungsmuster zu verlassen. Sie haben es in der Hand, besser gesagt im Kopf, was und wie Sie Denken.

Neben einem genetischen Anteil, ob jemand viel, wenig oder gar keine Zuversicht hat, ist die individuelle Entwicklung und Fremdkonditionierung während des Heranwachsens von ausschlaggebender Bedeutung. Zuversicht ist in erster Linie eine freie, selbstbestimmte Entscheidung. Eine Pro-Entscheidung für eine positive optimistische Lebenseinstellung.

Diverse Studien (s. w. u.) haben bestätigt, dass zuversichtliche Menschen gesünder sind, dass sie emotional gefestigter sind (Beiträge dazu hier) und dass sie auf andere positiv inspirierend einwirken.

Krisen machen uns zuversichtlicher

Wenn das auch erst einmal widersprüchlich zu sein scheint, ist es doch so, dass überstandene Krisen und gemeisterte Schwierigkeiten uns Zuversicht geben. Wir lernen daraus, unsere Ressourcen zu entdecken und einzusetzen. Wir können Erfahrungen nutzen. Wir entlarven negative Glaubenssätze und werfen sie über Bord.

Therapeuten und Sozialarbeiter berichten von den sogenannten „Treibhauskindern“, die im Erwachsenenalter auffällig hilflos und pessimistisch Krisen gegenüber stehen. Ihnen fehlte es an nichts in der Kindheit und der Jugendzeit. Sie sind materiell, sozial und psychisch wohlbehütet und wohlversorgt aufgewachsen. Wodurch sollen sie Zuversicht erlangen oder erlangt haben? Mit anderen Worten: Wie soll man Schwimmen gelernt haben, wenn man nie ins Wasser ging.

Zuversicht braucht Realität

Ansonsten kann Zuversicht zu viel, zu früh und falsch sein. Wer nur die rosarote Brille auf der Nase hat und hauptsächlich phantasiereichen Positivismus verbreitet wird als Tagträumer scheitern. Unrealistische Zuversicht, die nur aus sich selbst heraus existiert, ist ein Bremsklotz. Es gehört schon das Erkennen und Bewerten von Hindernissen und Hürden zur realen Welt dazu. Optimismus allein ist keine brauchbare Zuversicht.

Zuversicht ist nicht das Ignorieren von Sorgen

Selbstverständlich kann man Sorgen nicht einfach abtun mit „es wird schon gut gehen“. Zu dieser sogenannten toxischen Positivität gehören auch die gutgemeinten tröstenden Rat-Schläge der anderen.

In Not befindlichen Menschen helfen Tipps und Ratschläge, die unreflektiert abgesondert werden, zunächst einmal gar nicht weiter. Im Gegenteil, wer in der Krise steckt und überfordert ist, durch beispielsweise traumatische oder stressbedingte Situationen, kann noch mehr beschädigt werden.  Nämlich dann, wenn dieser Person bewusst wird, dass sie von anderen unverstanden ist und ihr der eigene Kontrollverlust nachdrücklich gespiegelt wird.

Wer also, in sicherlich bester Absicht, Optimismus und Positivität verbal von sich gibt, vergewissere sich bitte erst einmal, ob der Empfänger sich überhaupt verstanden fühlt, sowohl intellektuell als auch emotional. Empathie first könnte man sagen.

Fazit

Gehen Sie mit Zuversicht ins neue Jahr. Konzentrieren Sie sich auf positive Erwartungen, die einen realen Background haben. Zuversicht kann man sich aneignen. Nehmen Sie Unvorhergesehenes als Erkenntnisgewinn und Chancenerweiterung. Bewältigte Krisen sind Ressourcenzuwachs, getreu dem Motto:

Wer nie im Wasser war, weiß nicht ob er schwimmen kann.

Ergänzende Links

Emotional gefestigt, was soll das sein und wie geht das?

Glaubenssätze, hat nichts mit Kirche zu tun, sondern mit Eltern und Bezugspersonen wieso eigentlich?

Die Rolle von Hoffnung für Gesundheit und Wohlbefinden (englisch, Global Epidemiology Vol2 Nov20)

Optimismus / Pessimismus kann man messen (Studie, Leibniz-Institut, 2012)

Im nächsten INFO-Brief gebe ich Ihnen Tipps, wie Sie zuversichtlicher werden, trotz aller Widerstände.