Wissenschaftler um John Cleland vom Imperial Collage London hatten im Rahmen einer laufenden Studie (OPERA-HF) Patienten mit einer Herzschwäche begleitet. Ziel war es herauszufinden, welche dieser Patienten besonders vom Tod bedroht sind. Die untersuchten Faktoren umfassten soziale, mentale und physische Komponenten sowie zusätzliche Erkrankungen, unter denen die Patienten litten.
Fünffaches Sterberisiko
Die Teilnehmer waren alle aufgrund von Komplikationen stationär aufgenommen worden. Doch dabei blieb es nicht – der Großteil von ihnen musste innerhalb eines Jahres ein- oder mehrmals erneut in die Klinik – die Hälfte der Studienteilnehmer starb in dieser Zeitspanne.
Dieses Schicksal traf überproportional viele, die unter mittelstarken oder schweren Depressionen litten. Das waren jeweils rund 15 Prozent der Teilnehmer. Auf das Fünffache bezifferte Studienleiter Cleland den Anteil der Verstorbenen unter ihnen im Vergleich zu jenen Patienten, die nicht depressiv waren oder lediglich unter leichten Depressionen litten. Die Zahlen stellte der Kardiologe jetzt auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft vor, der derzeit in Sevilla stattfindet.
Schwere der Herzerkrankung ist zweitrangig
„Dass herzschwache Patienten mit Depressionen eher sterben als psychisch stabile, war bekannt. Aber bisher hat man geglaubt, dass die Depressiven unter den Patienten eine schwerere Herzerkrankung haben“, erklärt Cleland. Doch das ist offenbar nicht der Grund: Tatsächlich war das Sterberisiko erhöht, unabhängig davon, wie schwach das Herz war. Das Alter der depressiven Herzkranken, ihr Geschlecht oder die Höhe ihres Blutdrucks hatten keinen Einfluss.
Verlorener Lebensmut
„Depressionen gehen häufig mit einem Verlust an Motivation, an Interesse, an alltäglichen Aktivitäten, an Appetit und an Zuversicht einher sowie mit einer verminderten Lebensqualität und Schlafproblemen. All das könnte den Zusammenhang zwischen Depressionen und Sterblichkeit, den wir gefunden haben, erklären“, so der Kardiologe.
Die Studie belege einen starken Zusammenhang zwischen Depressionen und Sterberisiko im ersten Jahr nach einem Klinikaufenthalt, sagt Cleland. Es sei wichtig, Depressionen bei Patienten mit Herzschwäche frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Antidepressiva, so hätten vorangegangene Untersuchungen ergeben, seien bei dieser Patientengruppe nicht ausreichend wirksam. Die Alternative wäre eine psychotherapeutische Unterstützung. (cf)
Quelle: Pressemitteilung, European Society of Cardiology, 23.05.2015