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Anpassungsstörungen? Das ist doch nichts Krankhaftes – oder?

Eine Anpassungsstörung ist eine unbewusste / ungewollte Reaktion. Reaktion auf ein belastendes einmaliges oder auch fortbestehendes Lebensereignis. Das Krankhafte daran drückt sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes aus. Neben den affektiven (gefühlsdominanten) Symptomen können sich auch ausgeprägte Störungen des Sozialverhaltens darstellen.

Diese Störungen treten auf, wenn Menschen über einen längeren Zeitraum nicht akzeptieren können, dass sie einem „neuen“ Umstand / Zustand ausgesetzt sind. Das kann ein physischer (materieller, dinglicher, monetärer) Umstand sein und /oder ein schwieriger psychischer Zustand sein. Fast immer treten die Leiden in den zwischenmenschlichen Beziehungen heftig und stark ausgeprägt auf.

Betroffene sind nicht in der Lage, sich adäquat auf die neue Situation einzustellen. Wohlgemerkt, das spielt sich alles unbewusst und ungewollt ab, – in den 90 % unseres Unbewussten.

Charakteristisch für die Anpassungsstörung ist, dass der betroffenen Mensch sich in subjektiver Bedrängnis fühlt und emotional erheblich gestört ist. Die sozialen Beziehungen und die Leistungsfähigkeit sind eingeschränkt, was einen hohen Leidensgrad nach sich ziehen kann.

Auslösende Stressoren können beispielsweise (andauernde) familiäre oder berufliche Konflikte und Probleme sein sowie finanzielle Schwierigkeiten oder Existenzsorgen. Aber auch körperliche Erkrankungen sowie Krankheits- oder Todesfälle in der Familie/im Bekanntenkreis, die Geburt eines Kindes, rechtliche Probleme oder auch Umzüge und von außen indizierte problematische Änderungen der Lebensumstände können Auslöser sein.

Nicht die objektive Härte des Ereignisses, sondern das subjektive Empfinden der Belastung ist entscheidend für die Ausprägung der Störung. Auch die Häufigkeit und Bewältigungsfähigkeit vorheriger schwieriger Erlebnisse sowie die individuelle Belastbarkeit sind entscheidend für die Krankheitsentstehung und ihren Schweregrad.

Eine Anpassungsstörung hält meist nicht länger als sechs Monate an, außer bei einer längeren depressiven Reaktion. Zusammenhänge mit paranoidem, schizotypem und dissoziativem Verhalten sind nicht auszuschließen.

Wo ist die Grenze zwischen normalen und krankhaft?

Im Laufe des Lebens sind Menschen einer Reihe von negativen, belastenden Lebensereignissen ausgesetzt, die in der Regel angemessen verarbeitet und mit Würde (Selbstwertigkeit) bewältigt werden. Starke Gefühle von Ärger, Trauer, Betroffenheit und Hilflosigkeit, die durch verschiedene Belastungssituationen und Schicksalsschläge ausgelöst hervorgerufen werden, sind normale Reaktionen.

Sie zeichnen sich dadurch aus, dass dem Betroffenen ein situationsangemessenes Verhalten weiterhin möglich ist. Er verfügt über die kognitive Freiheit, nicht immer alle Lebensbereiche nur unter dem Eindruck der Belastung zu werten.

Ob und ab welcher Hürde therapeutische Hilfe notwendig ist, kann in einem therapeutischen Gespräch geklärt werden. Entscheidend ist immer das subjektiv empfundene Leid des betroffenen Menschen. Seine daraus resultierende Hilflosigkeit und Verzweiflung.

In einer Therapie werden dann Wege gesucht, die Belastungen zu werten, abzubauen und / oder zu lernen, mit den Belastungen besser umzugehen.

Anpassungsstörungen werden aufgrund ihrer Symptome in Subtypen unterteilt

  • Kurze depressive Reaktion
  • Längere depressive Reaktion (kann bis zu 2 Jahren dauern)
  • Angst und depressive Reaktion gemischt
  • Mit vorwiegender Beeinträchtigung von anderen Gefühlen
  • Mit vorwiegender Störung des Sozialverhaltens
  • Mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten
  • Mit sonstigen vorwiegend genannten Symptomen

Darauf werde ich in meinen folgenden Beiträgen, in 14-tägiger Folge, weiter eingehen.