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Selbstsabotage: Wieso. Weshalb. Warum.

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Wir Menschen stehen uns leider häufig selbst im Weg, wie bereits zuvor (Selbstsabotage: ICH bin gegen MICH) erläutert. Wir schaden uns selbst auf unterschiedliche Art und Weise. Das geschieht unbewusst aufgrund von Reaktionsmustern oder Verhaltensmustern.

Für die meisten Menschen unseres Kulturkreises sind vier konkrete Faktoren als Ursache einer Selbstsabotage von Bedeutung:

Mangelndes Selbstwertgefühl

Wir sind im Wesentlichen geprägt durch Genetik, durch frühe Verhaltensprägung in den ersten 5 – 6 Lebensjahren und danach durch die sozialen Kontakte, in denen wir aufwuchsen und uns heute bewegen. Ein gutes Selbstwertgefühl ist der Gegenpol zu Minderwertigkeitsgefühlen.

Ein gutes Selbstwertgefühl bedeutet: Wir glauben, liebenswert und wertvoll zu sein, -obwohl wir um unsere Schwächen und Fehler wissen.

Wer in den frühen Jahren das Gefühl hatte, geliebt zu sein, im Kreise seiner Bezugspersonen willkommen zu sein, wer erlebt hat, dass man ihm etwas zutraut, dass man im vertraut, der hat es meistens leichter von seinem Selbstwert überzeugt zu sein.

Anders dagegen jene Menschen, die im Kindesalter gespürt haben, dass sie abgelehnt wurden, die ständig kritisiert wurden, die gehänselt wurden oder gar missbraucht wurden. Sie hatten überwiegend Misserfolgserlebnisse, die ihnen die Prägung gaben: mit dir stimmt etwas nicht, du bist nicht in Ordnung, du bist mangelhaft.

Erwachsene mit einem schwachen Selbstwertgefühl leiden, weil sie, ohne es zu wollen, sich selbst klein machen. Ihr gedanklicher Automodus sagt ihnen, sie seien minderwertig und nicht wert geliebt zu werden.

Mangelnde Selbstsicherheit / schwaches Selbstbewusstsein

Eine gesunde Selbstsicherheit und ein großes Selbstbewusstsein bedeuten, dass die Person sich für ihre Wünsche, ihre Bedürfnisse und ihre Rechte ins Zeug legt, ohne die Ansprüche und Rechte anderer zu beschneiden.

Selbstsicheres Auftreten heißt nicht, andere auszunutzen oder zu manipulieren oder, dass andere nach unserer Pfeife tanzen. Vielmehr geht es darum, sich frei zu entfalten und die einem zustehenden Rechte in Anspruch nehmen zu können. Und, wie gesagt, anderen dasselbe nicht zu verwehren.

Wer selbstsicher ist, bestimmt selbst über sich. Er hat die selbstbestimmte Wahl, sich durchzusetzen oder nachzugeben.

Wenn ich selbstbestimmt bin, bin ich frei zu entscheiden, wie ich mich verhalten will. Meine Entscheidung entsteht nicht aus Hemmungen oder Ängsten oder aus schlechtem Gewissen oder aus Sturheit oder aus Machtgehabe, sondern einzig weil ich es so entscheide. Aus innerer Überzeugung und eigenem Wille.

Gesunde Selbstsicherheit und gesundes Selbstbewusstsein bedeuten, in Eigenkontrolle zu sein und selbstbestimmt zu leben.

Bei mangelnder Selbstsicherheit (Sich-seines Selbst-sicher-sein) und schwachem Selbstbewusstsein (Sich-seines Selbst-bewusst-sein) ist die Gefahr groß, fremdbestimmt zu leben und sich häufig in die Opferrolle zu begeben.

Mangelndes Selbstvertrauen und großer Selbstzweifel

Menschen mit einem ungestörten Selbstvertrauen, vertrauen ihren Fähigkeiten sowohl im Handeln als auch im Denken. Sie wissen was sie können, sie wissen mit unvorhersehbaren Situationen umzugehen. Sie scheuen sich nicht Neues anzufangen.

Selbstvertrauen ist etwas Erworbenes, etwas Erlerntes anhand von Erfahrungen. Gerade in der frühen Kindheit können Eltern und andere Bezugspersonen ihre Kinder fördern und fordern, Chancen zu ergreifen und Risiken einzugehen. Insofern erwerben Kinder häufig mehr Selbstvertrauen, wenn sie selbstständig und selbstbestimmt ihre Tagesaufgaben planen und ausführen.

Überbehütete Kinder sogenannter „Helikopter-Eltern“ lernen weniger aus eigener Erfahrung und Fehlern, denn ihnen wird vorgegeben, was sie wann, wo und wie zu leisten haben. Hinzu kommt, dass Eltern das Selbstvertrauen ihrer Kinder blockieren, indem sie ihnen nichts zutrauen, indem sie das Abweichen von Vorgaben kritisieren, indem sie ihre Kinder in Watte packen, damit ihnen Enttäuschungen oder Rückschläge erspart bleiben.

Geringes Selbstvertrauen ist auch eine Folgen von Demütigungen, Mobbing, Hänseleien und Sich-ausgeschlossen-fühlen, was in der Schule ganz häufig passiert und durch die (un)sozialen Medien Kinder, Jugendliche und Eltern verzweifeln lässt.

Menschen mit einem gesunden Selbstvertrauen haben gelernt, Fehler als Erfahrungsangebot anzunehmen. Sie können einer Kritik etwas Positives abgewinnen.

Ein starkes Selbstvertrauen ist eine wichtige Voraussetzung für das seelische und körperliche Wohlbefinden, – egal ob man jung oder alt ist.

Erschwerend sind ausgeprägte Persönlichkeitsstörungen

Von einer Persönlichkeitsstörung mit krankhafter Ausprägung sprechen Psychologen und Therapeuten wenn das Verhalten einer Person sehr deutlich von der Mehrheit der Bevölkerung desselben Kulturkreises abweicht. Die Abweichungen betreffen das Denken, das Fühlen / Empfinden und das Wahrnehmen im Umgang mit und in Beziehungen zu anderen Personen.

Die meisten Persönlichkeitsstörungen sind mit persönlichem Leiden, mit konflikthaftem Verhalten und gestörter Leistungsfähigkeit verbunden. Charakteristisch ist, dass sie sich seit früher Kindheit mit Beginn des Aufwachsens herausbilden und lebenslang präsent sind.

Neben den spezifischen Persönlichkeitsstörungen, die in 9 typischen Verhaltensweisen erkennbar sind, gibt es u. a. Impulskontrollstörungen, wie krankhafte Spielsucht oder Brandstiftung oder Stehlen.

Nach derzeitiger allgemeiner wissenschaftlicher Meinung von Psychologen, Psychiatern und Therapeuten sind Persönlichkeitsstörungen individuelle Eigenschaften einer Person, im Wesentlichen unbeeinflusst durch andere.

Allerdings, wer seine Persönlichkeitsstörungen erkennt und vor allem anerkennt, hat die Chance damit umzugehen zu lernen. Aber, wie gesagt, dazu gehört Krankheitseinsicht. Leider gehört die Uneinsichtigkeit bei einigen Persönlichkeitsstörungen zum Krankheitsbild.

Fazit

Wieso, weshalb und warum wir uns mehr oder weniger selbst sabotieren beruht hauptsächlich auf mangelndem Selbstwert, geringer Selbstsicherheit und übergroßen Selbstzweifeln. Dem kann jeder betroffene Mensch mittels Erkenntnis und Verhaltenstherapie entgegenwirken.

Schwieriger wird es bei tatsächlichen Persönlichkeitsstörungen, wenn pathologisch keine Einsicht und kein Änderungswille vorhanden sind.

Hier geht es zu ergänzenden Beiträgen über Selbstwert, Selbstsicherheit, Selbstzweifel und Persönlichkeitsstörungen.

Was sind die Auswirkungen der Selbstsabotage? Wie kann man dagegen angehen?
Darum geht es im nächsten Beitrag in 2 Wochen.