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Angst zu haben ist ganz normal, – eigentlich.

(Teil 1 von 3)

Angst gehört wie Freude, Lust oder Zorn zu den Grundgefühlen des Menschen. Für das Überleben ist sie entscheidend: Wer Angst hat, ist in kritischen Situationen besonders vorsichtig und aufmerksam – oder begibt sich erst gar nicht in Gefahr. Außerdem mobilisiert der Körper bei Angst alle Reserven, die für den Kampf oder Flucht notwendig sind.

Angst macht sich durch verschiedene körperliche Symptome bemerkbar. Und zwar plötzlich unkontrollierbar, nicht durch unser Bewusstsein zu unterbinden. Dazu gehören häufig Herzklopfen, beschleunigter Puls, Schweißausbrüche, Zittern, Atembeschwerden und Schwindel, sowie bei großer Angst auch Brustschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Beklemmungsgefühle und manchmal Bewusstseinsstörungen.

Die Betroffenen haben das Gefühl, neben sich zu stehen oder den Verstand zu verlieren. Bei Panikattacken tritt Todesangst auf. Doch, allgemeine Ängste wiederum gehen häufig mit Schmerzen einher.

Die Ängstlichkeit eines Menschen ist zum Teil Veranlagung, zum Teil aber wird sie auch geprägt durch die Erfahrungen, die er im Laufe seines Lebens macht – insbesondere in der frühen Kindheit. Dass manche Menschen schüchterner sind, sich schneller Sorgen machen und vorsichtiger sind als andere, ist also völlig normal.

Anders sieht es aus, wenn Ängste ohne konkreten Anlass auftreten oder sie gar zum ständigen Begleiter, zum alles überschattenden Gefühl werden. Dann lähmen sie die Betroffenen, schränken sie ein und beeinflussen die Lebensqualität erheblich.

In solchen Fällen ist Angst keine normale Reaktion, sondern hat einen eigenständigen Krankheitswert.

Zur Entstehung übermäßiger Ängste gibt es verschiedene Theorien.

Psychoanalytische Ansätze gehen davon aus, dass krankhafte Ängste bei Menschen auftreten, die nicht gelernt haben, mit normalen Ängsten umzugehen. In Konfliktsituationen sind sie überfordert – was kindliche Ängste heraufbeschwört.

Verhaltenstherapeutische Ansätze gehen davon aus, dass Ängste erlernt werden. Ein Beispiel wäre Flugangst, die durch die Erfahrung bedrohlicher Turbulenzen in der Luft entstehen kann. Sie können auch durch Zuschauen erlernt werden, beispielsweise wenn die Mutter sich vor einer Spinne fürchtet.

Neurobiologische Ansätze gehen davon aus, dass Angstpatienten ein labiles vegetatives Nervensystem haben, das auf Reize besonders schnell und heftig reagiert.

Faktoren, die Ängste auslösen können

Stress: Starke seelische Belastungen können anhaltende Angstgefühle oder Panikanfälle zu Folge haben.

Traumata: Ein traumatisches Erlebnis kann wiederkehrende Ängste zur Folge haben. Auslöser kann eine Gewalterfahrung sein (Krieg, Missbrauch), aber auch ein Unfall oder eine Naturkatastrophe.

Alkohol- und Drogenkonsum: Der Konsum von Drogen wie Alkohol, LSD, Amphetaminen, Kokain oder Marihuana kann ebenfalls Ängste oder Panik auslösen.

Medikamente: Bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung Herzklopfen, Atemnot und Ängste erzeugen. Das gilt insbesondere für Wirkstoffe, die auf die Psyche, das Gehirn und Nervenfunktionen wirken, sowie das Herz und die Atmung beeinflussen oder in den Hormonhaushalt eingreifen.

Funktionsstörung der Schilddrüse: Sowohl eine Über- als auch eine Unterfunktion der Schilddrüse können zu Angst- und Panikattacken führen.

Erkrankungen des Herzens: Organische Herzbeschwerden wie Herzrhythmusstörungen oder Herzenge (Angina pectoris) können ebenfalls massive Angstgefühle auslösen.

Erkrankungen des Gehirns: In seltenen Fällen steckt hinter Ängsten eine organische Erkrankung des Gehirns, beispielsweise eine Entzündung oder ein Hirntumor.

Wann sich wer in (psycho-)therapeutische Hände begeben sollte, erfahren Sie im nächsten Info-Brief.

Außerdem erfahren Sie, welche Formen der außergewöhnlichen Angst es gibt.