Das Leben ist durch Veränderungsprozesse geprägt, und zwar lebenslang. Es ist das was Leben ausmacht. Tag und Nacht wechseln sich ab und doch ist jeder Tag und jede Nacht anders. Bäume und Sträucher erblühen im Frühjahr um im Herbst die Blätter abzuschütteln, – für Erneuerung im kommenden Jahr. Kinder wachsen heran um das Elternhaus zu verlassen.
Loslassen ist ein wichtiger Bestandteil des Lebenskreislaufs und für die Entwicklung von Körper und Geist. Entwicklung geschieht wenn alte Muster und Gewohnheiten abgelegt werden. Das kann Angst machen, weil Altes und Eingeübtes als Sicherheit empfunden wird. Selbst dann, wenn es eigentlich nicht mehr vorhanden ist und für uns ungesund ist.
Die kritische Phase des Loslassens ist die Übergangszeit zwischen dem Alten und dem Neuen. In dieser Zeit ist die Sensibilität besonders ausgeprägt. Das Alte ist fort und das Neue ist noch nicht gefestigt oder noch nicht das Richtige. Der Zweifler in uns bekommt Futter und das Nachtrauern sucht sich Raum zur Entfaltung.
Loslassen beginnt mit Akzeptieren. Akzeptieren von Trauer und Schmerz. Akzeptieren von Anklage, Schuld und Verlust.
Loslassen braucht Strategie. Strategie, sich von Verdrängungsmechanismen und Ablenkungsmanövern vorsichtig aber beständig zu lösen.
Loslassen erfordert Mut. Mut, Neues zu lernen, seine Persönlichkeit neu zu entdecken und Veränderung zuzulassen. Mut und Vertrauen zu sich selbst und seine Lebensfähigkeiten.
Loslassen braucht Handeln. Handeln und Willen, das Blockierende abzustreifen, wie alte Wäsche, die in den Altkleidercontainer kommt. Vielleicht will ja jemand anderes die alte Klamotte haben, – Sie jedenfalls wollen es nicht mehr.
Loslassen darf erinnern. Das Vergangene ist Realität, aber eben vergangene Realität, die heute keine Berechtigung mehr hat, Ihr Leben zu beherrschen.
Das Gute ist: Loslassen kann man lernen, genauso wie wir (im Babyalter) Festhalten gelernt haben.
Der therapeutischer Ansatz: Was bedeutet Abschied, was gibt Halt im Leben, wie laufen Veränderungen ab, Festhalten am Sinnlosen, Angst vorm Loslassen, die Hände (und den Geist) freihaben, Begreifen und Zugreifen.