Manipulation – merkst Du schon etwas?

Teil 3

Der Manipulation begegnen wir tagtäglich und wir können uns ihr nicht entziehen. Manipulation kommt auf  sehr unterschiedliche Art und Weise an uns heran.

Manipulation hat immer den einen Zweck, nämlich uns zu beeinflussen. Und zwar so, dass wir von der Einflussnahme nicht wissen und nicht unserem Willen entspricht.

Das können Beeinflussungen unserer Gefühle, unseres Denkens, unserer Handlungen, ganz allgemein unseres Verhaltens sein.

Zahlreiche psychologische Experimente belegen, dass wir Menschen in erschreckendem Maße manipulierbar sind. S. dazu stellvertretend den Klassiker „Das Experiment“! (Trailer auf Youtube). Dass wir uns sowohl als Täter, als auch als Opfer zu Dingen veranlass sehen, die ohne jede Vernunft und Ethik sind.

Hier und heute möchte ich nur den Aspekt der emotionalen Erpressung näher betrachten, da dieser ganz besonders wirksam ist, – besonders in Partnerschaften und Familie.

Unter emotionaler Erpressung versteht man, dass ein Mensch versucht, einen anderen Menschen über Gefühle zu manipulieren. Wenn das Opfer nicht tut, was der Täter möchte, wird das Opfer mit negativen Gefühlen bestraft. Dem emotionalen Erpresser stehen dabei viele Möglichkeiten zur Verfügung:

  • durch Schuldgefühle
  • durch Vergleiche mit anderen Personen
  • durch Drohungen, dass es ihm schlecht gehen wird, wenn er sich nicht nach seinen Vorstellungen verhält
  • durch Androhung von Liebesentzug, Trennung oder Selbstmord
  • durch Erinnerung an Verpflichtungen und Versprechen
  • durch Vorwürfe, dass der andere an seinem Leid schuld sei, wenn er sich nicht nach seinen Wünschen verhält
  • durch Wutausbrüche und Weinkrämpfe
  • durch Beschimpfen und Missachtung des anderen
  • durch den Vorwurf, egoistisch und dickköpfig zu sein
  • durch Worte wie: „Wenn dir etwas an mir liegt, dann …“

Solche Aussagen haben immense Auswirkungen auf den Leidtragenden, da hier überwiegend prägende Glaubenssätze aus Kinder-und Jugendzeit getriggert werden.

Der Be(Ge)troffene

  • fühlt sich unter Druck und bedroht
  • er verspürt Schuldgefühle und ist unfrei in seinen Entscheidungen
  • er bemüht sich besonders, es dem anderen Recht zu machen
  • er entschuldigt sich für sein Verhalten, auch wenn er keine Verantwortung dafür trägt
  • er zweifelt an sich, an seinem (Selbst)Wert
  • er nimmt sich zurück und gibt nach
  • er vermeidet Konflikte
  • er verspürt Wut und Ohnmacht
  • er traut sich nicht, aus Angst vor Verlassen-werden, vor weiterer emotionaler Gewalt, Unterdrückung und existenzieller Not

Nicht selten ist dem Erpressenden gar nicht bewusst, was er anrichtet. Hinter seiner Manipulation zeigt sich oft Schwäche und Hilflosigkeit, sie eigenen Bedürfnisse selbstbewusst zu äußern.

Manipulation funktioniert allerdings nur, wenn mindestens 2 Menschen beteiligt sind: – Täter braucht Opfer und Opfer braucht Täter –.

In Partnerschaften wird überwiegend die Manipulation durch Schuldgefühle wirksam (s. Teil 2). Damit ist die Hoffnung verbunden, dass eine Veränderung beim Opfer stattfindet.

Das Opfer hat dann die Wahl zwischen zwei schlechten Möglichkeiten:

  1. Es richtet sich nach den Vorstellungen des Drängenden und hat das Gefühl gezwungen zu sein, oder
  2. Es folgt nicht dem Drängenden und hat Schuldgefühle.

Beides ist fatal und belastet jede Beziehung: Entweder Märtyrer sein oder schuldig sein.

Sind wir herzlos, wenn wir nicht auf die emotionale Erpressung reagieren?

Nun, es geht ja nicht darum, die Gefühle und Bedürfnisse des anderen zu ignorieren. Allerdings steht es jedem frei, den Pfad des emotionalen Erpressers zu betreten.

  • Machen Sie sich bewusst, welche Gefühle und Bedürfnisse das Gegenüber hat
  • Überlegen Sie sich, was Sie wirklich wollen
  • Überprüfen Sie, ob Sie wirklich mit Ihrem Verhalten für die Gefühle des Gegenübers verantwortlich sind und ob Sie ihm tatsächlich schaden.

Schluss mit Selbstvorwürfen

Bedenken Sie, wenn ein anderer Ihnen Egoismus vorwirft, dann ist er selbst egoistisch. Er will Sie gefügig machen, indem er Ihnen mit seinem Hinweis Schuldgefühle einreden will.

Bedenken Sie, für seine Gefühle ist jeder selbst verantwortlich. Gefühle entstehen im Kopf, die macht sich jeder selbst, – und niemand anderes ist dafür verantwortlich.

Bedenken Sie, Sie sind kein schlechter Mensch, auch wenn Sie nicht nach den Vorstellungen des Gegenüber funktionieren.

Akzeptieren Sie, dass der andere sich schlecht fühlt. Es sind seine Gefühle, nicht Ihre.

Erinnern Sie sich, dass der andere Ihnen keine Schuldgefühle machen kann. Das können Sie sich nur selbst antun, weil Sie glauben, etwas Falsches oder Schlechtes getan oder gesagt zu haben und sich deshalb ablehnen.

Bitten Sie den andern, in Zukunft offen über seine Erwartungen zu sprechen.

Dann entscheiden Sie, ob Sie ihm diese erfüllen wollen und können bzw. erklären Sie ihm weshalb nicht.

Fazit

Niemand kann Ihnen schlechte Gefühle machen, wenn Sie das nicht zulassen.

Der beste Schutz gegen Manipulation durch andere, insbesondere in der Partnerschaft ist, immun gegen Schuldgefühle zu sein.

  • Ohne Ihre Erlaubnis kann Ihnen niemand das Gefühl geben, minderwertig zu sein.
  • Ohne Ihre Erlaubnis kann Sie niemand verletzen oder demütigen.
  • Ohne Ihre Erlaubnis kann niemand Sie traurig oder deprimiert machen.
  • Ohne Ihre Erlaubnis geht gar nichts.
  • Sie haben die Macht, schlechte Gefühle abzuwehren oder zu überwinden, wenn Sie aufhören, sich als Opfer anzusehen und die Verantwortung für sich, Ihr Leben und Ihre Gefühle übernehmen.
  • Wenn Sie sich für schwach halten, dann machen Sie sich zu einem Schwächling, der sich nicht wehren kann und laden andere ein, auf Ihnen herum zu trampeln.
  • Wenn Sie sich für hilflos halten, dann sind Sie es und machen sich zum Opfer. Wenn Sie sich aufgeben, sind Sie verloren.
  • Wenn Sie sich für minderwertig halten, dann sind Sie empfindlich wie eine Mimose und fühlen sich leicht und schnell verletzt.
  • Wenn Sie sich für nicht liebenswert halten, dann fühlen Sie sich ungeliebt.
  • Wenn Sie sich bemitleiden und bedauern, dann machen Sie sich zum Opfer, indem Sie dem Schicksal oder anderen die Schuld für Ihre Lage geben.
  • Wenn Sie Ihren Selbstwert von der Zustimmung der anderen abhängig machen, sind Sie immer von der Anerkennung der anderen abhängig und sind in der Opferrolle.
  • Wenn Sie glauben, von anderen abhängig zu sein, dann machen Sie sich zum Opfer der anderen und sind anfällig für Manipulationen durch andere.

Lesen Sie auch Teil 1, Opfer-sein und Teil 2, Schuldgefühle, – zu mir bitte.

Opfer-sein, Schuldgefühle, Manipulation – das ist der Stoff aus dem die Dramen entstehen.