Psychotherapie hilft gegen Reizdarm.
Das alte Sprichwort gilt besonders für Menschen mit Reizdarm. „Das schlägt mir auf den Magen“. Leiden Sie unter Stress oder Ängsten, kann sich das schnell bei der Verdauung sowie Magen und Darm bemerkbar machen. Dass die Psyche auch Ansatzpunkt für die Linderung von Bauchschmerzen, Durchfall und Co. sein könnte, haben Forscher jetzt in einer Metastudie bestätigt.
Insgesamt 41 Studien mit fast 2.300 Patienten nahmen Kelsey Laird und ihre Kollegen vom Vanderbilt University Medical Center genauer unter die Lupe. Das Ergebnis: Die Symptome bei Reizdarm-Patienten, die sich psychologisch behandeln ließen, verminderten sich merklich gegenüber denen, die nicht psychisch betreut wurden.
Raus aus dem Teufelskreis
Einen messbaren Effekt hatten dabei verschiedene Arten von Therapien, etwa eine kognitive Verhaltenstherapie, Entspannung oder Hypnose. Auch Online-Therapien milderten dieser Metastudie nach, die Darmbeschwerden. Aber trotzdem ist Onlie-Therapeiangeboten mit Vorsicht zu begegnen. Man ist nie siher, wer am anderem Kommunikationsende tatsächlich und vor allem mit welcher Qualifikations sitzt.
Daher verwundert es auch nicht, dass ein anderes Ergebnis bei einer anderen Metastudie heraus kam. 2014 hatte der Gastroenterologe Alexander C. Ford und Kollegen vom St. James’s University Hospital in Leeds ebenfalls bestätigt, dass psychologische Hilfe Reizdarm-Beschwerden lindert. Allerdings zeigten sich bei ihm vor allem die Psychotherapie und Hypnosetherapie wirksam. Keinen messbaren Effekt hatten dagegen Psychotherapien via Internet, die Entspannungsverfahren oder Stressmanagement-Programme als Ferntherapie anboten. Am besten funktionierte die dynamische Psychotherapie, die bei mehr als der Hälfte der Patienten zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden führte.
Es kommt auf die persönliche Beziehung zwischen Klient / Patient und Arzt / Behandler / Therapeut an. Diese Erkenntnis ist so alt wie die Psychotherapie selbst.
„Wir betrachten die Psyche und den Körper häufig als zwei getrennte Dinge. Das Reizdarmsyndrom ist ein perfektes Beispiel, das zeigt, wie eng die beiden miteinander verknüpft sind“, so Laird. Die Wissenschaftler glauben, dass sich beides gegenseitig bedingt und verstärkt. Denn Verdauungsbeschwerden könnten auch Stress und Ängste auslösen. Laird: „Das ist ein Teufelskreis und die Psychotherapie kann helfen, ihn zu durchbrechen.“
Reizdarm trifft vor allem Frauen
Ein Reizdarm ist eine Funktionsstörung des Verdauungstrakts, die zu chronischen Beschwerden führen kann. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die Krankheit ist sehr belastend aber nicht gefährlich. In den meisten Fällen wird keine organische Ursache für die Beschwerden gefunden, die genauen Auslöser des Reizdarm-Syndroms sind noch nicht geklärt. Allerdings scheinen sowohl die Ernährung als auch die Psyche – insbesondere Stress – einen wichtigen Einfluss zu haben.
Die genannten Studien können Sie hier recherchieren:
Quelle: Kelsey T. Laird et al.: Short- and Long- Term Efficacy of Psychological Therapies for Irritable Bowel Syndrome: A Systematic Review and Meta-analysis. Clinical Gastroenterology and Hepatology, 2015; DOI: 10.1016/j.cgh.2015.11.020
A.C. Ford et al.: Effect of Antidepressants and Psychological Therapies, Including Hypnotherapy, in Irritable Bowel Syndrome: Systematic Review and Meta-Analysis, Am J Gastroenterol, 2014/09//print; http://dx.doi.org/10.1038/ajg.2014.148