Dauerhaftes selbstmitleidiges Opfer-sein wirkt sich negativ auf unser seelisches und körperliches Befinden aus.
Wenn wir uns bemitleiden und uns in unserem Elend suhlen, dann errichten wir um uns eine unsichtbare Mauer, die uns gefangen hält und uns das Gefühl gibt, ein Opfer zu sein.
Wir sind deprimiert und verzweifelt. Dadurch ziehen wir uns selbst herunter, in ein immer tiefer werdendes dunkles Loch. Wir fühlen uns einsam, ungerecht behandelt, träge, geschwächt und energielos.
Wie ein langsam wirkendes Gift ergreift das Opfer-sein weiter Besitz von uns. Es lähmt unsere Stärken. Es versperrt den Blick auf Eigeninitiative und das Einschätzen der Realität. Indes denken wir hauptsächlich an unsere vermeintlichen oder tatsächlichen Benachteiligungen.
Dauerhaftes Selbstmitleid ist eine Karussellfahrt. Das bringt uns nicht weiter. Wir werden verbittert, launisch und ungerecht.
Das fatale mit dem Opfer – Täter – Denken.
Die Position des Opfers ist oft eine Position mit Vorteilen:
Wer Opfer ist, ist erste einmal unschuldig (oder etwa nicht?). Schuld ist doch ganz offensichtlich der Täter.
Frei von Schuld zu sein ist eine Befriedigung. Sie erlaubt es, sich besser zu fühlen. Daraus erwächst gut und gerne moralische Überlegenheit. Und, – ein solches Verhalten wird auch von unseren Sympathisanten akzeptiert und unterstützt.
Schuldzuweisung schafft auch Orientierung: Sie macht es einfach, zu be- und verurteilen.
Wer im Recht ist, kann Ansprüche geltend machen. Wer Recht hat kann auch ein Verhalten an den Tag legen, dass ansonsten verpönt wäre.
Das Opfer kann erwarten, dass der andere aktiv wird und Wiedergutmachung anbietet.
Das Opfer kann passiv bleiben und abwarten. Beim Opfer akzeptiert man, sich wehrlos, gekränkt und verletzt zu zeigen, zu schmollen, zu jammern und zu klagen.
Das Opfer braucht sich erst mal nicht um eine Lösung zu bemühen. Es muss sich keine Gedanken machen, wie eine Zukunft mit dem Täter aussehen könnte. Denn, – der Täter muss sich bewegen, – das Opfer nicht.
Das Opfer wird auf diese Weise selber zum Täter, – gegenüber dem der ursprünglich die Tat begangen hat. Opfer entwickeln aus dem vermeintlichen Unrecht, das ihnen wieder einmal widerfährt, eine Waffe gegen seinen Täter. Diese kann man nach Belieben hervorholen und einsetzen.
Bei Konflikten, sei es im beruflichen oder privaten Umfeld, wird das Opfer sehr genau darauf achten und seine Argumentation so ausrichten, dass er/sie stets allein als Opfer dasteht.
Wer die Opferposition annimmt, folgt in der Regel einem in seiner persönlichen Entwicklungsgeschichte „angelernten“ Verhalten.
Opfer-sein ist schön bequem. Aber nur anfangs.
Warum erfahren Sie im nächsten INFO-Brief, in 2 Wochen, wenn es um Schuldgefühle und Manipulation geht.
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