Nachts aufzuwachen ist ok – solange Sie nicht krank davon werden.
Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn Sie nachts 2- oder 3-mal wach werden. Denn die innere Uhr tickt nicht im 8-Stunden-Takt. Genau genommen ist es ganz normal, dass der Mensch viel häufiger nachts wach wird, als er mitbekommt.
Nachts aufzuwachen ist nicht zwangsläufig eine Schlafstörung. Erholung im Schlaf kann durch körperlichen oder emotionalen Stress beeinflusst werden. Allerdings ist es für einen Erwachsenen ganz natürlich bis zu 30-mal in der Nacht im Schlaf unterbrochen zu werden. Dieses kurzzeitige Aufwachen dauert nur Sekunden bis maximal 3 Minuten. Und meistens erinnern wir uns gar nicht daran.
Dieses autonome Verhalten ist aus der frühen Mensch-Evolution übrig geblieben. Wir ehemaligen Jäger und Sammler hatten auch nachts immer mal wieder die Situation abzuchecken. Wer tatsächlich länger als ca. 3 Minuten wach bleibt, den quälen meistens Gedanken und er tut sich damit dann auch schwer wieder Schlaf zu finden.
Jeder von uns hat seine individuelle biologische Geisterstunde. Wenn wir schlafen geht der Puls runter, die Atmung wird langsamer, die Temperatur senkt sich ein wenig ab und der Blutdruck sinkt. Nach dem Einschlafen wechseln sich Tiefschlafphasen und Traumphasen etwa im 90-Miuten-Rhythmus ab. Nach ca. 2 Rhythmen, nach 3 – 4 Stunden erfolgt häufig das erste „bewusste“ Wachwerden. Je nach Zubettgehzeit so zwischen 2 und 4 Uhr morgens.
Der deutsche Schlafforscher Professor Jürgen Zulley meint dazu: Sie befinden sich in einem Tief, das Ihre Stimmung und Ihre Leistungsfähigkeit betrifft, beinahe wie eine kleine Depression. Oft sind wir gar nicht so lange wach, wie es sich vielleicht anfühlt. Nachts im Dunkeln weiß man kaum, ob man zwei Stunden wach war oder dazwischen eine halbe Stunde geschlafen hat. Es sei denn, man starrt alle 5 Minuten auf den Wecker und provoziert damit das Wachbleiben erfolgreich. So nach dem Motte, „Siehst du, ich bin nicht mehr eingeschlafen“.
8 Stunden durchschlafen zu müssen ist ein noch sehr junger Irrglaube, der mit der Elektrifizierung und künstlichem Licht aufkam. Vor jener Zeit war es üblich den Nachtschlaf in 2 Portionen aufzuteilen:
Etwa 2 Stunden nach Dämmerungsbeginn nahm der Mensch 3 – 4 Stunden Schlaf, blieb danach einige Stunden wach, um anschließend wieder für einige Stunden Schlaf zu haben. Typisch im Winter war für jene Zeit: Um 6 Uhr abends ins Bett zu gehen und bis 1 Uhr etwa zu schlafen. Dann bis zu 7 Stunden wach zu sein, um leichte ruhige Arbeiten zu verrichten oder auch nur zu dösen. Und anschließend bis nach dem Morgengrauen nochmals ein ausgeprägtes Nickerchen zu halten. Aus Tagebüchern und Arbeitsbüchern weiß man heute davon.
Im 18. Und 19. Jahrhundert verschwand dieser Rhythmus. Die elektrische Beleuchtung machte die beginnende Nacht ‚taghell‘. Wir gewöhnten uns an, den Schlaf am Stück abzuleisten.
Aber wann kommt es zur Schlafstörung mit Krankheitswert? Ein komplexes Thema, deshalb dazu mehr im nächsten INFO-Brief.
Wer jetzt schon mal noch tiefer ins Thema einsteigen will, klickt hier: Schlafforscher Professor Jürgen Zulley