Archiv des Autors: Heinzpeter vom Auesee

Kritik in partnerschaftlichen Beziehungen

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Die meisten Menschen mögen Kritik nicht. Viele habe regelrecht Angst davor. Ebenso tun sich viele schwer damit, jemand anderen zu kritisieren.

In einer Partnerschaft ist Kritik von Zeit zu Zeit hilfreich, ernsthafte Verstimmungen und Unverständnis vorzubeugen. In einer sich schlecht entwickelten Paarbeziehung wird meistens nur noch kritisiert, destruktiv und sinnlos.

Ein Trugschluss ist, und deshalb macht uns Kritik so zu schaffen, dass sie grundsätzlich negativ oder destruktiv wäre. Sicher, es gibt Kritiker, die uns tadeln wollen, die uns abwerten wollen, die uns gar absichtlich verletzen wollen. Solche Menschen kann man gegebenenfalls ignorieren oder direkt mit der Vermutung konfrontieren und nach den eigentlichen Beweggründen des Kritisierens fragen.

Positive oder konstruktive Kritik soll dem anderen gut tun, ihn unterstützen und ihm Gelegenheit geben, sich weiterzuentwickeln. Beide, der Kritiker als auch der Kritisierte bestimmen darüber, ob die Kritik zur Harmonie und zum Verständnis beiträgt oder eben nicht. Besonders in einer Partnerschaft kann das Kritisieren Segen und Fluch sein.

Kritik nutzbringend eingesetzt …

… könnte für den Kritisierenden etwa folgendes bedeuten:

  • Er oder sie beginnt mit einem Lob, bevor kritisiert wird
  • … formuliert die Kritik sachlich auf eine aktuelle Situation bezogen und nicht angereichert mit Begriffen wie „immer, dauernd, alle, nie, etc.“
  • … kritisiert konstruktiv, also mit einem Vorschlag, einer Idee, was besser sein könnte, im Sinne gegenseitiger Rücksichtnahme
  • … macht deutlich, dass seine Achtung und Liebe durch die Kritik nicht weniger ist
  • … sagt, dass die Kritik seine persönliche Sichtweise ist und ein Konsens angestrebt wird
  • … lässt dem Partner Zeit und Raum, seine persönliche Sichtweise darzustellen und fragt aktiv danach.

… könnte für den, der kritisiert wird hingegen folgendes bedeuten:

  • Er oder sie fragt nach, wenn die Kritik dem Sinn nach nicht verstanden worden ist, wenn sie nicht eindeutig ausgedrückt wird
  • … spricht über seine Gefühle, die die Kritik auslöst
  • … macht sich gedanklich klar, dass nicht er/sie als Person angegangen wird, sondern nur die Verhaltensweise gemeint ist
  • … vergegenwärtigt sich, dass die vorgebrachte Kritik eine persönliche Sichtweise ist
  • … nimmt die Kritik als Anregung zur Verbesserung der Situation oder des Verhaltens an und überlegt sich, das Konstruktive der Kritik umzusetzen.

Kritik in der Partnerschaft

Ein Schlüsselsatz dazu lautet: „Man lebt nicht in einer Gemeinschaft, um den Erwartungen des anderen zu genügen.“ Falls das Sich-ändern-müssen der Vorbehalt für eine gute Beziehung wäre, stünde sie auf sehr dünnem Eis.

Sicherlich, die Denk- und Verhaltensweisen von Paaren sind individuell und persönlich. Beide werden sich für eine gelingende Beziehung arrangieren müssen und wollen. Respektieren und Akzeptieren des anderen Angewohnheiten und Verhaltensweisen führen zu einem harmonischen Miteinander. Dazu gehört eben Entgegenkommen und Kompromissbereitschaft.

Grenzen der Harmonie nicht überschreiten

Sollten unsere moralischen Werte infrage gestellt sein oder erleiden wir körperlichen oder seelischen Schaden, dann sind die Grenzen für Kompromisse erreicht. Verändern wir uns aus Furcht, den Partner zu verlieren oder die Annehmlichkeiten die damit verbunden oder die Liebe, die wir uns damit sichern, zu verlieren, dann verlieren wir uns selbst zu allererst.

Wir geben unsere Werte und Lebensziele auf, passen uns kompromisslos an und machen uns abhängig. Damit ist nicht einmal die soziale oder finanzielle Abhängigkeit gemeint, sondern die Abhängigkeit davon, wer über meinen Selbstwert bestimmt.

Kritik sollte in der Partnerschaft Anregung zum Nachdenken sein

Sinnvoll ist es, konstruktive Kritik anzunehmen und sich zu ändern, wenn man selbst voll und ganz zu den Veränderungswünschen steht. Es ist keine Schande, ein besseres gemeinsames Ziel zum persönlichen Ziel zu machen, sondern zeugt eher von Größe, als stur auf seinem Standpunkt zu verharren.

Wenn Sie an Ihrem Partner etwas stört, worunter sie leiden, ist es wichtig und notwendig, den Partner auch darüber zu informieren. Ansonsten staut sich der Ärger. Durch die wiederkehrenden Enttäuschungen entfernen Sie sich mehr und mehr von Ihrem Partner. Durch unausgesprochene Probleme verkümmert die Liebe und stirbt am Ende.

Sagen Sie ganz konkret, was sie belastet. Gestatten Sie dem kritisierten Partner, zunächst enttäuscht und ärgerlich oder verletzt zu reagieren. Es liegt nicht in Ihrer Macht die Gefühle des Partners zu beeinflussen. Gefühle macht sich jeder Mensch selbst. Nur der Anlass kann von außen kommen.

Seien Sie mutig, Kritik entgegenzunehmen und konstruktive Kritik zu geben, wenn Ihnen das Miteinander wichtig und wertvoll ist.