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Lebenszufriedenheit. Was kann das sein? ( Teil 1 )

Wer nicht lesen will kann zuhören: Audio-Beitrag.

Wie zufrieden sind Sie? Was macht Ihr persönliches Glücklichsein aus?

Zugegeben, eine Frage, die zu individueller Betrachtung auffordert. Es kommt jedenfalls auf den Standpunkt an. Im übertragenen Sinne, wo komme ich her, wo will ich hin, wo bin ich jetzt. Es ist einleuchtend, dass ein Mensch aus einer ökonomisch und sozial armen Region unserer Erde da ganz andere Vorstellungen hat, wie jemand, der in ein gut situiertes friedliches Leben hinein geboren wurde.

Und doch lässt sich die persönlich empfundene Lebenszufriedenheit durch einige markante Aspekte beschreiben, nämlich durch die Akzeptanz seiner selbst (s. dazu auch meinen Beitrag Selbstwert), die Beziehungen zu anderen, die Autonomie und Unabhängigkeit sowie die Arbeitszufriedenheit.

Zufriedenheit in diesen wichtigen Bereichen ist eine Voraussetzung für unser Wohlbefinden. Wir Menschen haben die komfortable Möglichkeit, unsere Lebensumstände zu reflektieren, sie wahrzunehmen, sie zu bewerten und sie zu verändern. Wer seine Lebenszufriedenheit steigern möchte, der kann es auch. Allerdings, einfach nur abzuwarten reicht nicht aus. Man muss sich damit auseinander setzen wollen.

Aus psychologischer Sicht, unterteilt man die Zufriedenheit gerne in das gegenwärtige Empfinden, z. B.: „Ich fühlte mich heute beachtet …“, und in eine allgemeine Grundstimmung der Zufriedenheit über einen langen Zeitraum, z. B.: „In der Schule wurde ich dauernd gemobbt“ oder „In der nachpubertären Zeit hatte ich keine Gesprächsbasis mehr mit meinen Eltern“ oder „Mit meiner ersten Anstellung begann ich aufzuleben“.

Lebenszufriedenheit

ist geprägt durch eine hohe innere Ausgeglichenheit. Diese Ausgeglichenheit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesundheit, der psychischen, wie der körperlichen, wenn man hierin überhaupt unterscheiden will. Die eingangs genannten Aspekte Selbstakzeptanz, Beziehung, Autonomie, Arbeit, können einzeln betrachtet sehr unterschiedlich zufrieden machen.

Es kommt darauf an, ob wir mehr wollen als gerade zur Verfügung steht. D. h., wir vergleichen immer den IST-Zustand, die Realität mit dem SOLL-Zustand, dem Wunsch-Zustand oder gar mit dem Ideal-Zustand; mit dem was wir gerne hätten. Je näher sich IST und SOLL sind, je mehr die realen Gegebenheiten den gewünschten Gegebenheiten entsprechen, desto zufriedener sind wir.

Unzufriedenheit

ist zu verspüren, wenn das Erleben und das Erwünschte weit auseinander sind: Es läuft nicht so, wie wir es gerne hätten oder es fehlt uns etwas, was wir meinen haben zu sollen. Anspruchsdenken und Erwartungshaltung sind Schlüsselbegriffe in diesem Zusammenhang.

Das Gefühl der Unzufriedenheit ist ganz individuell und wirkt sich sehr unterschiedlich aus: Er reicht von unbändiger Wut bis zu hoffnungsloser Traurigkeit. Es kann sich in einer generell negativen Lebenseinstellung verfestigen. Gepaart mit Zynismus, Nörgelei, Missgunst, Hass kann das Unzufriedenheitsgefühl dauerhaft sein, chronisch krankhaft.

Eines ist sicher, Unzufriedenheit kostet Energie, kostet Lebensenergie, die wir besser einsetzen könnten.

Faktoren der Zufriedenheit

können in uns selbst wirken oder von außen auf uns einwirken. Beispielsweise wünschen wir uns ein harmonisches Familienleben, ein geregeltes Einkommen, einen schönen Urlaub, ein gemütliches Zuhause und und und. Jeder Faktor ist unterschiedlich stark erfüllt und fügt sich zu einer Gesamtzufriedenheit.

In der Psychotherapiepraxis begegnen mir 8 Faktoren oder Lebensbereiche, die dominierend sind: Die Familie und Freude, die Liebe zu sich und andern, das persönliche Wachstumspotential, die Erholung und Vergnügen, die physische Umgebung und Wohnqualität, der Beruf und Gelderwerb, das Geld und die Existenzsicherheit und die eigene körperlich und psychische Gesundheit.

Je nach Wichtigkeit beeinflusst der eine Bereich die anderen Bereiche. Wie bei einem Spinnennetz: Zuppelt man an der einen Stellen, bewegt es sich auch an den anderen Stellen. Sollte Ihnen beispielsweise die Wohnqualität weniger wichtig sein, wird aus diesem Bereich auch weniger Unzufriedenheit auf die, beispielsweise, Gesundheit projiziert.

Im Bereich Familie und Freunde könnten das Geld und die Existenzsicherheit hinsichtlich Absicherung und Status einen großen Einfluss haben, usw.

Unwohlsein, Unzufriedenheit macht Stress, mit all seinen Auswirkungen. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere kritischen Bereiche erkennen, sie zunächst nur wahrnehmen.

Zur Kenntnis nehmen.

Wenn Sie sich etwas Gutes tun wollen, dann nehmen Sie sich doch mal eine halbe Stunde Zeit, nehmen ein DIN A4-Blatt Papier zur Hand und schreiben untereinander, mit etwas Zwischenraum, Ihre ganz persönlichen 8 wichtigsten Lebensbereiche auf. Wenn nötig korrigieren, streichen oder ergänzen Sie die Begriffe, bis Sie tatsächlich die wichtigsten herausgefunden haben.

Unter jeden Lebensbereich zeichnen Sie eine horizontale Linie, als Skala von 0 bis 10. Danach lesen Sie nochmals jeden Begriff und vergegenwärtigen sich, was er für Sie bedeutet. Markieren Sie auf der Skala zwischen 0 (unbedeutend) und 10 (höchst bedeutend) Ihre individuelle Wichtigkeit.

Betrachten Sie Ihre Einzelzufriedenheiten mit der Bewertung in den einzelnen Lebensbereichen: Was ist Ihnen bei den einzelnen Bereichen besonders wichtig, wie ist die momentane Situation im Vergleich zur Wunsch-Situation? Und, wie sieht es aus etwas größerer Distanz aus? Welche Tendenz sehen Sie in Ihrer Gesamt-Lebenszufriedenheit?

Damit haben Sie den ersten Schritt getan. Sie haben zur Kenntnis genommen was gerade ist.

Lassen Sie das ganze einmal sacken. Schauen Sie in ein paar Tagen nochmal alles an. Korrigieren Sie wenn nötig. Es kann auch sein, dass Sei ein zweites A4-Blatt erstellen möchten. Nur zu. Reflektieren Sie Ihre Lebensumstände, nehmen Sie wahr und bewerten Sie dazu Ihre eigene Wichtigkeit. Danach kann man Veränderungsmöglichkeiten angehen.

Aus unbekannter Quelle möchte ich zitieren:

Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Im nächsten Beitrag, in 14 Tagen, geht es dann darum, welche Veränderungen Sie in den Lebensbereichen vornehmen können, um zufriedener zu werden.

Bis dahin, bleiben Sie ruhig und entspannt.