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Krampfanfall – und nun?

Ein Krampfanfall ist ein beeindruckendes Erlebnis.

Betroffene verlieren für kurze Zeit jegliche Kontrolle über ihren Körper, sinken plötzlich zu Boden, zucken und krampfen. Während man im Mittelalter noch dämonische Kräfte als Ursache wähnte, weiß man heute, dass ein Krampfanfall die Folge einer Störung im Gehirn ist.

Krampfanfall: Beschreibung

Unter einem Krampfanfall versteht man für gewöhnlich ein plötzlich eintretendes, unwillkürliches Ereignis, bei dem es zu Verkrampfungen, Zuckungen und Bewusstseinsausfällen kommen kann.

Vom Krampfanfall zu unterscheiden sind andere Erkrankungen und Störungen, die zu einer Verkrampfung der Muskeln führen können. So kommt es zum Beispiel in Folge einer Tetanusinfektion (Wundstarrkrampf) zu Muskelkrämpfen am ganzen Körper. Krämpfe einzelner Muskeln haben hingegen häufig Elektrolytstörungen als Ursache.

Die Katatonie wiederum, bei der die Patienten in eine angespannte Starre verfallen, ist ein psychomotorisches Phänomen und hat mit einem Krampfanfall nichts zu tun.

Entstehung eines Krampfanfalls

Ein klassischer sogenannter cerebraler Krampfanfall wird durch eine Funktionsstörung von Nervenzellen (Neuronen) in der Hirnrinde hervorgerufen. Die normale Aufgabe einer Nervenzelle ist es Signale zu erzeugen, beziehungsweise bei einem Krampfanfall kommt es zu einem Verlust der Signal-Ordnung. Signale werden unkoordiniert weitergeleitet, was auch als „Gewitter im Gehirn“ bezeichnet wird.

Es gibt verschiedene Arten von Krampfanfällen:

Fokaler Krampfanfall

Bei einem fokalen Krampfanfall ist nur ein bestimmter Teil des Gehirns betroffen. Je nach Lage des betroffenen Areals können Bewegungsstörungen, Krämpfe und Zuckungen sowie Empfindungs- und Bewusstseinsstörungen auftreten.

Generalisierter Krampfanfall

Von einem generalisierten Krampfanfall spricht man, wenn das gesamte Gehirn betroffen ist. Diese Gruppe untergliedert man weiter in Absencen, tonische, klonische, tonisch-klonische und atonische Anfälle.

  • Bei Absencen kommt es zu einem plötzlichen Bewusstseinsverlust, der in der Regel nur einige Sekunden dauert. Die Betroffenen sind nicht ansprechbar, zeigen keinerlei Reaktion, stürzen aber für gewöhnlich nicht. Danach können sie sich an nichts erinnern.
  • Klonische Krampfanfälle zeichnen sich durch eine rhythmische, krampfartige Kontraktion von Muskelgruppen aus, die wie Zuckungen erscheinen.
  • Bei einem tonischen Krampfanfall spannen sich ebenfalls die Muskeln an, die Zuckungen bleiben aber aus. Oft Krümmen sich die Patienten auf dem Boden einige Sekunden, bevor sie wieder zu sich kommen.
  • Ein atonischer Krampfanfall liegt vor, wenn in einem Teil der Körpermuskulatur die Anspannung plötzlich nachlässt. Beispielsweise fällt dann plötzlich das Kinn auf die Brust, oder der Arm sinkt schlaff herab.
  • Bei einem generalisierten tonisch-klonischen Anfall, auch „großer Krampfanfall“ oder „Grand Mal“ genannt, setzt zuerst die tonische Krampfphase ein, ehe dann auch Zuckungen auftreten. Bevor es zum Krampfanfall kommt, überkommt manche Betroffene gelegentlich ein Unwohlsein, seltsame Sinneseindrücke, Halluzinationen oder Ähnliches. Man spricht hier von der sogenannten Aura. Zu Beginn des Anfalls stoßen zudem einige einen lauten Schrei, den sogenannten Initialschrei, aus. Wenn der Krampfanfall vorüber ist, kann sich eine Phase von Schlaf und Benommenheit anschließen, die Minuten bis einige Stunden dauern kann. (Terminalschlaf).

Komplikationen bei Krampfanfällen

Die Muskelkontraktionen während eines Krampfanfalls können so stark sein, dass es zu Knochenbrüchen kommt. Häufig beißen sich Patienten auch auf die Zunge.
Die meisten Krampfanfälle dauern nur wenige Sekunden bis Minuten, im ungünstigsten Fall dauert der Anfall aber an. Wenn er über zwanzig Minuten dauert, liegt ein lebensbedrohlicher Notfall vor (Status epilepticus).

Krampfanfall: Ursachen und mögliche Erkrankungen

Meistens treten Krampfanfälle im Rahmen einer Epilepsie auf. Die Neuronen der Betroffenen haben eine erhöhte Anfälligkeit für das Auftreten spontaner und unkoordinierter Entladungen. Dies kann ohne jeden erkennbaren Grund der Fall sein (idiopathische Epilepsie), aber auch die Folge bestimmter Reize:

  • So kommt es etwa nach Verletzungen des Gehirns zur Bildung von Narbengewebe, das wiederum der Ausgangsort eines Krampfanfalls sein kann.
  • Ein erhöhter Hirndruck kann ebenfalls Folge einer Verletzung sein und stellt einen Risikofaktor für einen Krampfanfall dar.
  • Auch eine Stoffwechselstörung wie etwa eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) kann die Ursache für Krampfanfälle sein.
  • Bei manchen Menschen lösen bestimmte optische Reize, zum Beispiel Stroboskoplicht in der Disco, einen Krampfanfall aus.
  • Ein Krampfanfall kann außerdem das Symptom von Tumoren oder Entzündungen des Gehirns beziehungsweise der Hirnhäute sein (Meningitis).
  • Auch nach Durchblutungsstörungen, wie sie etwa bei einem Schlaganfall vorkommen, sind gelegentlich Krampfanfälle die Folge.
  • Außerdem können Vergiftungen, zum Beispiel mit Medikamenten wie trizyklischen Antidepressiva, Krampfanfälle auslösen.
  • Ein länger andauernder Sauerstoffmangel (Hypoxie) führt irgendwann zur Unterversorgung des Körpers mit dem lebenswichtigen Gas. Wenn das Hirn nicht ausreichend Sauerstoff erhält, können unter anderem Krampfanfälle resultieren.
  • Drogensüchtige oder Alkoholiker, die einen Entzug machen, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, einen Krampfanfall zu erleiden.

Wer einmal einen Krampfanfall hatte, sollte, unabhängig von der Schwere des Anfalls, in jedem Fall einen Arzt aufsuchen. Der zuständige Spezialist ist in diesem Fall der Neurologe.

Diagnose eines Krampfanfalls

Zunächst wird beim Arzt geklärt, ob tatsächlich ein Krampfanfall vorlag. Dazu müssen andere Ursachen, die ähnliche Symptome hervorrufen können, ausgeschlossen werden.

Daraufhin wird ein Elektroenzephalogramm (EEG) angelegt: ein Gerät, mit dessen Hilfe Hirnströme sichtbar gemacht werden.

Um mögliche Ursachen ausfindig zu machen, kann der Arzt zudem mit Hilfe von Magnetresonanztomographie (MRT) nach abnormen Strukturen im Gehirn suchen.

Behandlung eines Krampfanfalls

Wenn es zu häufigeren Krampfanfällen kommt, beziehungsweise wenn das Vorliegen einer Epilepsie gesichert ist, wird diese behandelt. Zwar lässt sich die Krankheit mit konservativen Methoden nicht heilen, jedoch kann die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten weiterer Anfälle deutlich reduziert werden.

  • Im Mittelpunkt der Therapie stehen bestimmte Medikamente, die sogenannten Antikonvulsiva. Die werden zwar immer besser, haben aber häufig noch zahlreiche Neben- und Wechselwirkungen. Im Falle eines Status epilepticus (siehe oben) kommen zunächst Benzodiazepine zum Einsatz.

Krampfanfall: Das sollten Betroffene beachten.

Auch wenn der letzte Krampfanfall schon länger zurückliegt, sollten die Patienten ihre Erkrankung immer im Hinterkopf behalten. So überlegt man sich das Ausüben bestimmter risikoreicher Berufe besser zweimal. Jegliches Lenken eines Kraftfahrzeugs oder auch das Arbeiten in großer Höhe kann im Falle eines Anfalls für den Betroffenen und seine Umgebung lebensgefährlich sein.
Autofahren dürfen Betroffene nur, wenn mindestens ein Jahr lang kein Krampfanfall aufgetreten ist. Es gibt unterschiedliche Richtlinien, je nach Ausprägung der Erkrankung und der Führerscheinklasse des Erkrankten.

 

Krampfanfall: So können Sie helfen

Wer einen Krampfanfall bei einer anderen Person beobachtet, sollte Ruhe bewahren. Meistens hört der Anfall bereits nach wenigen Minuten von selbst wieder auf. Ansonsten sollten Sie:

  • gefährliche Gegenstände in der Nähe des Krampfenden entfernen, um Verletzungen zu vermeiden
  • den Betroffenen nicht festhalten und ihm auch keine als Beißkeil gedachte Gegenstände in den Mund stecken. Dadurch besteht nur die Gefahr, dass diese Gegenstände verschluckt oder eingeatmet werden.
  • den Betroffenen am besten in Bauch- oder stabile Seitenlage drehen, um die Atemwege zu sichern
  • den Notarzt rufen, wenn der Krampfanfall länger als fünf Minuten dauert

Sofern bekannt ist, dass die Krampfanfälle beim Patienten bereits erfolgreich behandelt werden, muss bei einem kleineren Anfall kein Arzt hingezogen werden, bei einem Erstanfall hingegen immer. Gerade bei Kindern und Jugendlichen verschwinden im Laufe der Zeit die Krampfleiden auch häufig wieder. Lässt man hier probehalber die medikamentöse Behandlung weg, kommt es womöglich nie wieder zum Krampfanfall.

Den ganzen Beitrag, verfasst von Marian Grosser, finden Sie hier