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Persönlichkeitsstörung. Hat doch jeder, oder?

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Nein. Eine Persönlichkeitsstörung im psychologischen Kontext ist eine Beeinträchtigung, die dem Betroffenen (und gegebenenfalls seinen Mitmenschen) Leidensdruck und soziale Beeinträchtigungen bereitet.

Treffend formuliert:
Eine Persönlichkeitsstörung äußert sich durch Extrema im Fühlen, Denken und Handeln der betroffenen Person. Es zeigt sich in normalen Situationen eine übermäßig stark störende Ausprägung von Merkmalen mit gleichzeitig hohem persönlichem Leid, besonders im zwischenmenschlichen Miteinander.

Die Störung verursacht deutliche Defizite im privaten, sozialen und beruflichen Bereich. Sie gehört unmittelbar und einzig zu der betroffenen Person. Eine Behandlung ist äußerst schwierig, da ein Merkmal die fehlende Krankheitseinsicht ist. Betroffene sind häufig therapieresistent (Ich bin einfach so. Müsst ihr euch drauf einstellen.)

Außerdem ist die „Störung“ kulturabhängig. So ist z.B. Voodoo o.ä. in einigen Teilen unseres Planeten ein probates und akzeptiertes Mittel der Persönlichkeit.

Persönlichkeitsstörungen in unserer (westlichen) Hemisphäre sind mit bis zu 15 % Anteil in der Bevölkerung anzutreffen. 30 – 40 % davon leiden so heftig, dass sie sich einer klinischen Behandlung (Psychiatrie) unterziehen.

Der Beginn liegt nach dem Übergang vom Kind-/Jugendalter (Adoleszenz) zum Erwachsensein. Warum? Nun, in der Adoleszenz findet nach heutigem Wissen eine Umstrukturierung des Gehirns statt. Es findet quasi eine „Neuorientierung“ statt, von der pubertätsbetroffene Eltern berichten können. Und erst danach ist die Diagnose einer Störung mit Krankheitswert sinnvoll.

Sofern eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert werden wird, ist diese im Verlauf anhaltend. Das Verhalten Betreffender wird als unkontrolliert und unflexibel bezeichnet.

Vom Betroffenen selbst wird es aber keinesfalls als übertrieben oder unangemessen oder gar sinnlos angesehen. Im Gegensatz zu neurotischen Störungen, wo der Betroffene eine Einsicht zeigt.

Zusätzlich gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit weiterer (Mit)Störungen, wie Depression, Angst und Panik, Essstörungen, psychosomatische und somatoforme Störungen.

Zur Diagnose werden Tests herangezogen, Fremdanamnesen (-beurteilungen) und eigene langfristige Beobachtungen genutzt.

Therapien sind bei Mitarbeit des Betroffenen leidmindernd, in Form vom „Ich-Stärkung“ und soziales Kompetenztraining.

Die Experten nennen multifaktorielle Ursachen für die Entstehung und Ausprägung einer Persönlichkeitsstörung: Genetik, Modelllernen, positive/negative Verstärkungsmechanismen. Je nach Schwere ist eine Persönlichkeitsstörung zwischen Psychose (Wahnhaftes) und Neurose einzustufen. (Weitere Info hier: https://www.psychiatrie.de/psychische-erkrankungen/persoenlichkeitsstoerungen.html ).

Auf die einzelnen Persönlichkeitsstörungen werde ich in folgenden Beiträgen eingehen.

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Hier und heute schon mal eine Auflistung der (für die Krankenkassen kodierten und definierten, ICD10) spezifischen Störungen:

.. paranoide PS

.. schizoide PS

.. dissoziale PS

.. emotional instabile PS

.. histrionische PS

.. anankastische (zwanghafte) PS

.. ängstlich vermeidende PS

.. abhängige (asthenische) PS