Die Stimme des inneren Kritikers klingt so unfehlbar, als käme sie direkt vom Himmel. Wir kommen deshalb gar nicht auf die Idee, sie in Frage zu stellen, dass die Einhaltung vieler dieser Regeln für uns heute als Erwachsene nicht mehr sinnvoll und nützlich sind.
Und schon gar keinen Sinn macht, uns in Form von Selbstablehnung oder gar Selbsthass zu bestrafen.
Sehr viel wichtiger ist es, zu begreifen, dass wir als Kinder keine Fehler und Schwächen hatten, – außer klein und unerfahren zu sein.
Unsere Fehler bestanden einzig und allein darin, die Spielregeln der Erwachsenen nicht zu kennen. Nicht so zu sein, wie unsere Eltern und Erzieher uns haben wollten.
Durch die Androhung von Liebesentzug oder tatsächlichem Liebesentzug, durch Ignorieren und Verachtung, durch missbilligende Blicke und abwertende Gesten folgerten wir, wir seien unvollkommen und nicht gut genug, um geliebt zu werden.
Und noch etwas lernen wir. Wir lernen: ohne Strafe, keine Veränderung.
Wir denken: wenn ich mich selbst nicht für meine Fehler und Unvollkommenheit verurteile und bestrafe, dann werde ich diesen Fehler wieder machen und dann wird alles noch schlimmer. Denn angesichts unserer eigenen Fehler und Schwächen dürfen wir uns keineswegs gut fühlen.
Nur durch Selbstbestrafung, Selbstverachtung, so denken wir, werden wir zu guten Menschen.
Wir machen, sagen, denken oder fühlen etwas Schlechtes, fühlen uns schuldig und bestrafen uns für unsere Unvollkommenheit, um sicher zu gehen, dass wir nicht noch einmal so denken, fühlen und handeln. Wir dürfen nicht glücklich sein, dürfen nicht zufrieden sein, dürfen nicht genießen was wir erreicht haben.
Wenn wir so mit uns umgehen, dann tun wir das Gleiche, was auch unsere Eltern taten. Wir behandeln uns so, wie uns unsere Eltern behandelt haben.
Doch was hat all die Bestrafung unserer Eltern, all die Selbstbestrafung und Selbstverurteilung bislang bewirkt? Sind wir perfekt geworden? Haben wir unsere Unvollkommenheiten überwunden? Sind wir fehlerlose oder bessere Menschen geworden?
Nein. Alle Selbstbestrafung hat nichts daran geändert, dass wir auch als Erwachsene Fehler machen und uns gelegentlich dumm benehmen.
Viele Menschen kommen sich ihr ganzes Leben lang unvollkommen und minderwertig vor, haben das Gefühl, mit ihnen stimme etwas nicht.
Entweder resignieren sie und fühlen sich überfordert und deprimiert, oder aber sie versuchen Tag für Tag zu der Person zu werden, die sie glauben, sein zu müssen, um sich endlich akzeptieren zu können und um endlich von anderen akzeptiert zu werden.
Und viele Menschen wissen noch nicht einmal genau, was mit ihnen nicht stimmt.
Sie haben einfach nur permanent das dumpfe Gefühl, minderwertig und nutzlos zu sein und hassen sich dafür.
- Haben Sie Ihre Glaubenssätze schon identifiziert?
- Schreiben Sie sie mal auf! Das ist erstaunlich, was da zusammen kommt.
was sagt man dazu? KIWI: Kann ich, will ich.
Alles ruchzig. Im Sinne von: Es gibt viel Gutes. Hauptsache, man tut es.